Als Ulanen, auch Uhlanen, polnisch ułani, bezeichnet man eine mit Lanzen bewaffnete Gattung der Kavallerie.
Geschichte und Auftrag
Als im 17. Jahrhundert in Europa langsam die stehenden Heere aufkamen und zugleich auch die Lanzierer als letztes Relikt eines Ritterheeres verschwanden, blieb die Adelsrepublik Polen-Litauen das einzige Land, das mit der Hussaria eine reguläre Kavallerie mit Lanzen unterhielt. Aus dieser entwickelten sich dort langsam die Ulanen. Als im späten 18. Jahrhundert im Zuge der polnischen Teilungen immer mehr polnische Gebiete unter die Herrschaft Preussens, Russlands und der Habsburgermonarchie gerieten, begannen diese Staaten, dort Lanzenreiter für ihre eigenen Streitkräfte aufzustellen. Während der Koalitionskriege kamen über die polnischen Legionen Ulanen in die Armeen Italiens und schließlich auch des napoleonischen Frankreichs, wo sie so populär wurden, dass man sie während des 19. Jahrhunderts schließlich in fast allen größeren Heeren nachahmte. Allerdings stellte man in Frankreich und bei seinen Nachahmern die entsprechenden neuen Regimenter meist nicht durch Rekrutierung von Polen auf, sondern durch Umwandlung einheimischer Truppenteile.
Im Zeitalter der Lineartaktik waren Ulanen insbesondere dabei nützlich, mit ihren langen Lanzen die ansonsten für Kavallerie schwer zu überwindenden Bajonettreihen der gegnerischen Infanteriekarrees aufzubrechen. Die Zuordnung zur schweren oder leichten Kavallerie variierte von Land zu Land: In Preußen zählten sie bis zu den Scharnhorstschen Reformen zur leichten und danach zur schweren Kavallerie, in Großbritannien zur leichten Kavallerie und in Frankreich zur mittleren Kavallerie. Dort, wo sie zur leichten Kavallerie zählten, wurden sie auch vermehrt für deren Aufklärungs- und Sicherungsaufgaben sowie den Kleinen Krieg eingesetzt, während sie als Teil der schweren Kavallerie überwiegend als Schlachtenkavallerie Verwendung fanden. Mit der Entwicklung zuverlässigerer, zielgenauerer und weitreichender Schusswaffen schwand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bedeutung der gesamten Kavallerie und damit auch der Ulanen. Im Ersten Weltkrieg kämpften daher die Ulanen meist nicht mehr zu Pferd, sondern infanteristisch, insbesondere da der Stellungskrieg mit seinen großangelegten Stacheldrahthindernissen einen berittenen Einsatz faktisch unmöglich machte. Oft mussten die Pferde an die Artillerie zur Bespannung der Geschütze abgegeben werden. Mit dem Untergang der polnischen Ulanen beim deutschen Überfall auf Polen (Gefecht bei Krojanty) endete die Verwendung der Lanze im Gefecht. Heute sind nur mehr einige Truppenteile zu Repräsentationszwecken mit ihr ausgestattet.
Erscheinungsbild
Charakteristische Uniformteile
Ursprünglich war die Uniform stark an die polnische Nationaltracht angelehnt. Typisch war eine viereckige Kopfbedeckung, die Tschapka (von polnisch czapka, „Mütze“), später auch Rogatywka, etwa „Eckenmütze“, oder Konfederatka, „Bundesmütze“, genannt. Sie stammt von der Kopfbedeckung in der Volkstracht (Krakowiak) der Gegend von Krakau ab und ist noch heute, in verschiedenen modernisierten Formen, wieder die Mütze der polnischen Landstreitkräfte. Im militärischen Gebrauch lehnte sich die Tschapka entsprechend der jeweils herrschenden Mode an Tschako und Pickelhaube an, behielt aber stets ihren viereckigen Deckel. Rosshaar- oder Federbüsche jedoch wurden anders als bei diesen nicht mittig, sondern seitlich angebracht und die Tschapka so schräg aufgesetzt, dass der Busch dann doch gerade in der Mitte stand.
Um 1800 kam als charakteristischer Typ des Uniformrocks die Kurtka mit abzeichenfarbigem Plastron in Verwendung und wurde später durch eine entsprechende Variante des Waffenrocks (Ulanka) abgelöst.
Bewaffnung
Neben der Lanze trugen die Ulanen Säbel. Daneben führten insbesondere ihre Offiziere auch Pistolen. Offiziere und Trompeter trugen in der Regel keine Lanzen. Später kamen in vielen Ländern Karabiner hinzu. Das Lanzenfähnchen war meist zweifarbig. Die Farbkombination diente neben der Abzeichenfarbe der Unterscheidung der Regimenter.
Ulanen in Preußen
Friedrich der Große übernahm 1741 Lanzenreiter in seine Kavallerie als Antwort auf die Erfolge von ungarischen Panduren und polnischen Reitern in sächsischen Diensten, deren Leistungsfähigkeit er im Österreichischen Erbfolgekrieg spüren musste. Mit gegnerischen Deserteuren (unter ihnen Bosnier und Kosaken) und Angehörigen des niedrigen polnischen Adels wurden Schwadronen leichter Kavallerie gebildet, die mit langen Lanzen bewaffnet als Späh- und Stoßtrupps gegen den Feind eingesetzt wurden. Ganz der Mode dieser Zeit gemäß wurden die Neuankömmlinge in exotischen Kostümen mit Turbanen, Kaftans und weiten türkischen Hosen uniformiert. Dieses mehrfach umgegliederte Bosniaken-Korps wurde 1800 in Towarzysz-Regiment umbenannt. Nach der Katastrophe von 1806/07 (Vierter Koalitionskrieg) wurden aus seinen Resten die ersten beiden Ulanenregimenter gebildet, die jedoch zur schweren Kavallerie gezählt wurden und deren Zahl bis 1914 auf 16 Linien- und drei Garde-Regimenter anwuchs. Während der Besatzung von Teilen Frankreichs nach dessen Niederlage von 1870/71 wurde der Ulan als typisch deutscher Besatzer empfunden, was sich auch in Bilderbüchern für Kinder niederschlug.
Im Jahre 1884 ersetzte der Karabiner die Lanze als neue Hauptbewaffnung der Ulanen. Die Lanze blieb jedoch weiter im Gebrauch und wurde um 1890 sogar in allen deutschen Kavallerieregimentern eingeführt.
Quelle: Wikipedia
Ulanen im Osterather Regiment
Der Osterather Ulanenzug marschiert im 2. Historischen Bataillon im Osterather Regiment.